Der Mittelpunkt Rixdorfs

Manchmal quälen mich Fragen, die einem das Leben so normalerweise nicht stellt. Diesmal: Wo ist eigentlich der Mittelpunkt Rixdorfs?
Wenn man die letzten 700 Jahre betrachtet, in denen sich der Richardshof zu (Nord-) Neukölln entwickelte, dann könnte man einige Mittelpunkte berechnen.
Der ursprüngliche Richardshof, ein tempelritterlicher Ordenshof, wurde erstmalig 1360 urkundlich erwähnt und anschließend in das Richardsdorp umgewandelt. Diese Anlage scheint auf keiner verfügbaren Karte verzeichnet zu sein, so dass ich nur vermute, dass es sich hierbei um den Bereich der östlichen Hälfte des Richardplatzes handeln könnte, wo auch heute noch die Schmiede (die aber erst später gebaut wurde) steht. Auf den Hinweisschildern „Historische Anlage“ muss sie allerdings zur bildlichen Erläuterung herhalten.
Die kleinste, auf zugänglichen Karten verzeichnete Ausdehnung geht rund um den Richardplatz herum, etwa auf der Höhe der rundherum führenden Böhmischen Straße und Richtung Norden hinauf bis zum Ende der Richardstraße. Die größte südliche Ausdehnung ist noch heute durch die Grenzallee, die seit 1901 so heißt, markiert und im Osten begrenzt durch den 1903 eröffneten Neuköllner Schiffahrtskanal (damals Rixdorfer Stichkanal). Im Norden dürften es in der gleichen Zeit auch schon der 1850 fertiggestellte Landwehrkanal und teilweise der Kottbusser Damm (bis 1874 Rixdorfer Damm) gewesen sein. Dann weiter quer durch den heutigen Kreuzberger „Gräfekiez“ und damit mitten durch die damals viel größere Hasenheide nach Westen und vorm Tempelhofer Feld wieder nach Süden.
Wenn man nun die Mittelpunkte der beiden Karten ausmisst, gelangt man in dem einen Fall an das alte Tor am Knick der Kirchgasse und in dem anderen Fall mitten in der Neubausiedlung an der Morusstraße. Wenn man nun wiederum den Mittelpunkt dieser beiden Orte sucht, landet man bei den Bettlern vor der Tür vom Plusmarkt gleich neben Woolworth!
Na, wenn die wüssten...!

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